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SeniorInnen mit Alexa oder Google Home Mini in der Praxis

Leben mit Alexa – eine Zwischenbilanz (2018-01)

Meine Mutter ist 95 Jahre alt und nahezu blind. Und traurig, dass deshalb all die neuen Möglichkeiten, die Computer und Internet bieten, an ihr vorbei gehen. Wie gern hätte sie, die ihr Leben lang neugierig war und allem Neuen gegenüber aufgeschlossen, das noch selbst probiert!

Deshalb habe ich sofort überlegt, ob Alexa, der mobile Sprachassistent von Amazon (den von Google gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht) etwas für sie wäre. Erfahrungen in dieser Hinsicht schien es nicht zu geben – weder bei Amazon, noch beim Blinden- und Sehbehindertenverein. Also entschieden wir uns für einen „Selbstversuch“.

Da meine Mutter allein lebt, brauchte sie als erstes einen neuen Telefon/Internetanschluss – alle Sprachassistenten benötigen WLAN. Die Zusatzkosten zu ihrem bisherigen analogen Telefonanschluss sind etwa 10 € monatlich. Ende März 2017 zog dann Alexa bei ihr ein. Eingerichtet habe ich es mit meinem Smartphone und der entsprechenden App. Mutters Alexa läuft auch über mein Amazon-Prime-Konto (jährlich 69 € incl. eines einfachen Musik-Abos), so dass sonst keine Zusatzkosten entstanden.

Allerdings merkten wir bald, dass es gar nicht so leicht ist, die unterschiedlichen Möglichkeiten (Skills) zu bedienen. Oft rief meine Mutter an: „Alexa versteht mich nicht, sie macht, was sie will!“ Von Anfang an kein Problem war die Bedienung von sehr vielen Radiosendern (die sie in ihrer analogen Anlage einfach nicht fand oder empfangen konnte), das Stellen einen Weckers oder auch die Begrüßung am Morgen (Alexa sagt dann etwas zum jeweiligen Datum). Aber Musik, die meine Mutter gern hören wollte (oft aus ihrer Jugend), Eintragungen aus Wikipedia oder auch ein Hörbuch, das wir über ein Audible-Abo (9,95 € monatlich) gekauft haben, fand sie oft nicht.

Also entschied ich mich notgedrungen, mir auch eine Alexa zuzulegen – allerdings die einfachere Variante eines Echo-Dot. Von der „großen“ Alexa und teureren Alexa unterscheidet es sich nur durch den schlechteren Klang. Es lässt sich aber problemlos an einen Kopfhörer oder den Aux-Eingang einer Stereo-Anlage anschließen. Jetzt konnte ich selbst ausprobieren und meiner Mutter viele Tipps geben. Beispielsweise will Alexa klare Anweisungen. Also zum Beispiel: „Alexa spiel Deutschlandfunk“ und nicht: „Alexa könntest du mal bitte den Deutschlandfunk spielen.“ Englische Song-Titel versteht sie mitunter nicht, sie müssen dann in unterschiedlicher (nicht immer korrekter) Aussprache wiederholt werden. Und wenn nur eine Liedzeile bekannt ist, sollte man die Aufforderung immer weiter variieren. Auch Buchtitel müssen oft mehrmals angesagt werden, bis sie es findet.

Nach einigen Monaten fragte meine Mutter, ob es auch möglich sei, eine zweite Alexa im Schlafzimmer zu installieren. Sie liegt nachts oft wach und kann nun Hörbücher, Musik oder Einschlafgeräusche hören.

Fazit

Für meine Mutter ist Alexa ein wichtiges Tor zur Welt geworden, das sie keinesfalls missen möchte. Vieles, was für sie als nahezu Blinde nicht mehr möglich war, geht nun auf akustischem Weg – bis dahin, dass wir über Alexa telefonieren können. Sie ist eine wichtige Bereicherung im Alltag – gerade weil auch ihre Familie dahinter steht und sie dabei unterstützt. Aber auch ich habe mein Echo-Dot behalten. Weil es praktisch ist. Aber auch, weil wir uns nun oft Hörbücher gemeinsam bestellen, nacheinander hören und darüber reden.

Es gibt viel Kritik an solchen Sprachassistenten und die hat durchaus ihre Berechtigung. Die großen Chancen, die solche Geräte gerade für Ältere und / oder Behinderte bieten, werden dabei leider in der Regel übersehen.

Für meine Mutter und mich gehört Alexa inzwischen zum Alltag. Aber sie ist und bleibt eine Maschine. Eine Maschine, die beobachtet werden sollte. Alles, was ihr gesagt wird (also die Befehle, die ihr gegeben werden), zeichnet sie auf. Daraus lernt sie – trotzdem schaue ich immer mal wieder nach, was das so ist und lösche. Das ist im Internet möglich. Und ich habe mir ein Amazon-Passwort zugelegt, was kaum zu knacken ist. Außerdem haben wir die Einkaufsfunktion auf unseren Geräten gesperrt, damit nicht versehentlich – und sei es durch die Urenkel – falsche Bestellungen ausgelöst werden. Und bei wichtigen Gesprächen kann Alexas Mikrofon ausgeschaltet werden.

G. Schwarz  (Fragen oder Kommentare)


Google Home Mini („Mini“)

Erfahrungsbericht noch fast 4 Wochen Google Home Mini (2018-02)

Ich habe noch nicht oft für so wenig Geld ein so nützliches Gerät bekommen. Ich bin richtig glücklich über den Google Home Mini. Sowohl ich, als auch meine Frau, haben viel damit herumgespielt und es kristallisiert sich dabei einiges heraus, was man in den oberflächlichen Journalisten Tests nicht lesen kann.

Der Mini hat jetzt einen festen Platz auf dem Nachttisch. Das Radio dort ist jetzt weggeräumt, der Funkwecker steht noch als Ersatz da, aber wird nicht mehr benutzt. Wenn ich unterwegs bin, hängt er nicht am Stromnetz. Weniger aus Sicherheitsgründen, als wegen der Energieersparnis (max. 9 Watt, ein Hobby von mir). Liege ich im Bett, genügt eine kurze Bewegung, um ihn beim Netzstecker ein- oder auszuschalten. Und nach 30 Sekunden ist er einsatzbereit. Er hat eine dünne Schutzhülle aus einer Nylonsocke bekommen.

Google Home Mini - Netzschalter

Seine Hauptaufgabe ist ein intelligenter Wecker. Sich mitten in der Nacht zu orientieren ist für mich alleine schon unbezahlbar. Aber auch als Kurzzeitwecker funktioniert er bestens. Die Begrüßung am Morgen ist persönlich und wirklich gut. Lokales Wetter, Nachrichten, besser geht es kaum.

Die zweite Hauptfunktion ist das Internetradio. Sie funktioniert bestens, auf der Basis von TuneIn. Ich kann sogar SWR4 speziell aus Tübingen (mit den Lokalnachrichten) hören. Aber natürlich auch alle internationalen Sender. Auch die Musik über Spotify funktioniert gut. Die Steuerung der Lautstärke ist problemlos, sowohl per Sprache, als auch durch Berührung. Die Qualität des Lautsprechers entspricht dem eines guten Kofferradios. Wer Hi-Fi im Internet erwartet, muss sicher ohnehin noch lange warten. Ich bin sehr zufrieden mit dem Klang.

Der Mini versteht sowohl mich, wie auch meine Frau, in 9 von 10 Fällen sofort, würde ich mal schätzen. Aber wir haben beide auch nur wenig Dialekt. Im Gegensatz zu meinem ersten Bericht (weiter unten) lasse ich ihn / sie jetzt auch öfter einen Witz erzählen. Sie sind kurz, originell und durchaus erheiternd.

Wir verwenden als Ansprache nur „Hey google“. Wissen lasse ich noch immer keins abrufen, das mache ich lieber tagsüber am Rechner. Aber er gibt gute Antworten, wenn man z.B. sagt: „Hey Google, ich liebe dich“.

Und er schaltet sich sofort aus, wenn man „Hey Google Stopp“ sagt. Wie oft habe ich mir das bei Dauerschwätzern gewünscht!


Update nach einem Jahr (2019-06): Ich verwende den Google Mini nicht mehr. Der einzige Grund ist Medienabstinenz. Mit dem Speaker selbst hat es nichts zu tun. Aber sollte ich krank werden, so bin ich froh, ihn in Reserve zu haben. Hergeben tue ich ihn deshalb nicht. Aber er bleibt ausgeschaltet.


Fazit

Smart Speakers haben sicher das Potenzial alte, einsame Menschen etwas zu aktivieren und zu betreuen, sie auf jeden Fall auch zum Sprechen zu animieren (ganz wichtig für einsame Menschen), sie besser am Leben teilhaben zu lassen, Antworten auf einfache Fragen zu bekommen und länger technische Einrichtungen genießen zu lassen. Und alles, ohne in finanzielle Fallen zu tappen oder abgezockt zu werden. Aber es muss natürlich eine Vertrauensperson geben, die sie dabei unterstützt. Das darf man nicht vergessen! Einfach nur Schenken geht leider nicht!

(Fragen oder Kommentare)


Wird der Smart Speaker das konventionelle Digitalradio bald komplett ersetzen? Die Gefahr besteht durchaus. Wenn die Vorteile des Digitalradios (kein WLAN notwendig, keine Steckdose notwendig, auch im Freien einsetzbar, Anzeige von Sendern und Titel, zeichnet nichts auf) keine Rolle spielen, dann ist der Smartspeaker sicher zumindest ein guter Ersatz.

Digitalradio


Allgemeines zu Smart Speakers


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