seniorenfreundlich.de - Senioren besser verstehen

Mit dem Wegfall vieler Zwänge, wie sie durch den Berufsalltag vorgegeben sind, können Senioren ihren eigenen Rhythmus entwickeln. Selbstverständlich ist dieser nicht für alle gleich und es gibt auch im Alter große Unterschiede in der Tagesgestaltung. Aber vieles ist doch so typisch, dass es sich für Anbieter von Programmen für Seniorinnen und Senioren lohnt, darauf Rücksicht zu nehmen.

Die wichtigste Besonderheit ist die relative Fitness am Morgen und Vormittag. Während Berufstätige den ganzen Tag in der Lage sind ihre Arbeit zu machen, auch wenn sie dabei auch ihre Tiefs haben, z.B. nach den Mahlzeiten, ist die Tagesleistungskurve bei den Alten viel ausgeprägter. Viele von ihnen sind vor allem nach dem Aufstehen am Vormittag aktiv. Hier erledigen sie ihre Termine und die meisten können gar nicht erwarten, dass die Läden aufmachen. Wer Senioren als Kunden hat, öffnet also nicht erst um 11h.

Je nach Jahreszeit beginnt also ein Seniorentag sehr früh, meist mit dem Tageslicht. Der Traum, dass man im Ruhestand sich jeden Morgen endlos ausschlafen kann, geht für viele nicht in Erfüllung, denn sie können gar nicht mehr so lange schlafen. Nur im Winter, wenn es noch lange dunkel ist, werden auch Alte länger im Bett bleiben wollen.

Trotzdem schätzen Senioren die bisher übliche Sommerzeitregelung nicht. Die Umstellung der inneren Uhr bereitet ihnen wesentlich mehr Schwierigkeiten als den Jungen. Vor die Wahl gestellt, würden sie am liebsten das ganze Jahr "Sommerzeit" haben! Ich bin deshalb auch kein Prophet, wenn ich voraussage, dass dies eine Folge der Alternden Gesellschaft sein wird. Bis es aber dazu kommt, liegt die Lösung in flexiblen Angeboten.

Aktive Seniorenzeit ist also Morgenzeit. Einkaufszentren, Kurseanbieter und andere Dienstleister wissen dies und richten sich darauf ein. Lediglich bei manchen Ärzten, deren Behandlung Schmerzen bereitet, z.B. bei Zahnärzten, wird man auf den Nachmittag oder Abend ausweichen wollen, weil dann die Schmerzempfindlichkeit viel geringer ist.

Mit dem Mittagessen, das viele wesentlich früher als Berufstätige einnehmen wollen, endet meist die aktive Phase. Wer sich über ein Mittagessen schon um 11h wundert, darf nicht vergessen, wie lange u.U. der Tag schon gedauert hat. Was bis dahin nicht erledigt wurde, wird auf morgen verschoben.

Allerdings wollen viele für ihre Morgentoilette genügend Zeit haben. Zum Beispiel sollten deshalb Reisen (auch Busreisen) nicht vor 8h Morgen starten, selbst wenn in den Fahrzeugen Toiletten vorhanden sind.

Ich habe viele Wanderungen mitgemacht. Optimal sind die Halbtageswanderung, Weggehen oder Wegfahren zwischen 8h und 9h, dann drei bis vier Stunden unterwegs, gemeinsames Mittagessen und dann danach sofort zurück zum Mittagsschlaf. Natürlich kann man damit keine großen Touren mehr machen, aber wer will denn das im Alter noch. Und für Wanderungen in der Umgebung, vor allem wenn die Anreise nur kurz ist, reicht dies wunderbar.

Meist legen sich die Senioren auf einen Tag auch nur einen Termin. Damit wird nämlich viel Stress reduziert und es wäre auch für anderes Zeitmanagement durchaus sinnvoll, sich pro Tag auch nur einen wichtigen Punkt aus der Liste der zu erledigenden Tätigkeiten vorzunehmen.

Wer mit Senioren langfristige Termine ausmacht, sollte sich unbedingt einen Tag vorher den Termin bestätigen lassen oder per Telefon oder E-Mail an ihn erinnern. Alte Menschen, selbst wenn sie ein gutes Gedächtnis haben, sind oft zeitlos und verwechseln auch schon mal Wochentage.

Viele machen nach dem Mittagessen einen Mittagsschlaf. Andere aber nützen das Tageslicht für einen Spaziergang oder Gartenarbeit. Denn wer schlecht sieht, wird vor allem bei Tageslicht unterwegs sein wollen und bei schlechten Lichtverhältnissen in der Dämmerung und in der Nacht lieber im vertrauten Zuhause bleiben.

Nach dem Mittagschlaf kommt die Zeit für (passives) Vergnügen. Dies ist die Zeit für Kaffee und Kuchen und Unterhaltungsaktivitäten (ganz typisch der Seniorennachmittag). Am frühen Abend haben dann einige noch ein weiteres Aktivitätshoch und sie sind z.B. bereit an Konzerten oder Weiterbildungsaktivitäten teilzunehmen. Ich sehe an den Konzerten, die hier in Tübingen oft um 17h stattfinden und an den Studium Generale Kursen um 18h, dass diese besonders bei den Senioren beliebt sind.

Und viele Berufstätige ärgern sich dann über die Alten, die dann noch einkaufen gehen. Sie vergessen den Elan, den einige Menschen (vor allem mit niederem Blutdruck) dafür brauchen und der erst wieder am frühen Abend kommt. Und dass es auch Freude macht, unter vielen Menschen zu sein, vor allem wenn man sonst wenig Gesellschaft hat.

Foto von Otto Buchegger

Der späteste Zeitpunkt für Seniorenveranstaltungen ist 20h. Diese sollten dann auch vor 22h enden, danach ist es für die meisten einfach zu spät. Wie gesagt, zu all diesen Verallgemeinerungen gibt es natürlich Ausnahmen und vor allem Menschen, die gerne Rauchen und Trinken und in Kneipen hocken, müssen hier Protest einlegen.

Viele Menschen über 60 können die Nacht nicht mehr durchschlafen. Einige stehen dann um 3h Morgen auf und gehen Tätigkeiten nach, die keinen Lärm verursachen. Dazu gehört auch das Internetsurfen. Ich bin selbst immer wieder überrascht, auf meine Mails, die ich zu diesem Zeitpunkt verschicke, sofort eine Antwort zu bekommen. Es sind also auch viele andere am Terminal und surfen zwischen 3 und 4 Uhr.

Alte Menschen lieben - wie Kinder übrigens auch - Routine. Sie wollen einen festen verlässlichen Zeitplan und auch an den Wochentagen eine feste Folge der Aktivitäten. Denn viele führen keinen Terminkalender mehr, sondern leben einfach im Rhythmus des Alltags. Weicht etwas von der Routine ab, dann kann es leicht passieren, dass der Termin vergessen wird. Es ist also klug, durch einen Telefonanruf oder eine E-Mail kurz davor an den Termin zu erinnern.

Diese Routine ist auch der Grund warum im Alter die Zeit so viel schneller vergeht. Um aus ihr gelegentlich auszubrechen sind Reisen und Kuraufenthalte so beliebt. Es ist für mich allerdings interessant zu beobachten, dass dabei schnell wieder neue Routinen festgelegt werden. Ein Grund für die Liebe zur Routine sind Biorhythmen, die im Wesentlichen durch Nahrungsaufnahme, Verdauung und Ausscheidung festgelegt sind. Während jüngere Menschen hierbei wesentlich flexibler sind, reagieren alte Körper empfindlicher auf Abweichungen vom gewohnten und bewährten Ablauf.

Auch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten reguliert den Biorhythmus. Ihn zu verändern, kann dadurch sogar riskant werden. Denn auch Medikamente wirken zu verschiedenen Zeiten verschieden und die einmal gut eingestellte Medizinabfolge sollte nur mit Absprache des Arztes verändert werden. Man erinnert sich auch leichter an die Einnahme, wenn sie täglich zur gleichen Zeit stattfindet.

Bei schlechtem Wetter oder bei Dunkelheit wird kaum jemand mehr gerne das Haus verlassen. Das wichtigste Angebot ist dann für viele nur noch das Fernsehen oder das Internet. Während das Internet überaus flexibel ist, sind die Termine fürs Altenfernsehen oft gar nicht vorhanden.

Wer mit Senioren zu tun hat, sollte unbedingt auf Gruppenbildungen Rücksicht nehmen. Nicht nur alte Menschen nehmen Termine viel lieber in der Gruppe wahr. So können sie sich gegenseitig erinnern und die Wahrscheinlichkeit, dass sie erscheinen, ist viel größer. Dies kann man z.B. mit Gruppenrabatten zusätzlich zu den Seniorenrabatten oder anderen Annehmlichkeiten für Gruppen fördern. Wenn "Gruppenzwang" herrscht (besser wäre der Ausdruck "Gruppenspaß"), dann spielen kleine Wehwehchen oder Unpässlichkeiten eine geringere Rolle und der "innere Schweinehund" außer Haus zu gehen wird leichter überwunden.

Obwohl viele alte Menschen erstaunlich aktiv und dadurch auch noch leistungsfähig sind, so haben sie doch einige Besonderheiten, auf die es sich lohnt Rücksicht zu nehmen. Ich möchte hier nochmals die besondere Rolle der Zeit nach dem Aufstehen herausstreichen, so wie die Hilfe, die Gruppen bilden. Sie sind sicherlich die wichtigsten Faktoren für seniorenfreundliche Termingestaltung, aber es gibt sicherlich auch noch andere, über die zu erfahren ich mich freuen würde.

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